Wenn ich in Verona bin muss ich an Lübeck denken. Und an lustige Proben. In der Regel ist es so, dass ich die szenischen Proben gern so lege, dass sie nicht mit wichtigen Fussballspielen im TV kollidieren. Nun spielten einmal die Bayern gegen Juventus Turin und der Kalender liess mir keine andere Möglichkeit als mit dem Chor zu arbeiten. Nun denn, ich stellte mein iPhone auf vibrierenden Toralarm, steckte es in die Hosentasche und los ging´s. Anwesend waren der Dirigent Andreas Wolf und Stefan Rieckhoff, der Ausstatter – beide grosse Fussballfans. Beide waren sehr fokussiert auf der Probe, doch eine so gespannte Ruhe kam mir seltsam vor und so schaute ich bei beiden kurz vorbei und siehe da: neben den Noten lag das Telefon mit der Liveübertragung. Gemeines Volk, dachte ich, na wartet! Kurz darauf vibrierte es in der Hose, 1:0 für Juventus. Nun wusste ich, dass es zwischen Toralarm und Liveübertragung eine Sekundenverzögerung gab, ging zu Stefan und Andreas und sagte nur kurz „Ich denke, gleich fällt ein Tor für Juve“ und machte mit der Probe weiter. Zeitverzögert dann einige Unruhe im Hintergrund. Woher weiss der Sturm das? Intuition, sagte ich. Dann fiel das 2:0 für Juve. Wieder dasselbe Spiel mit dem Signal in der Hose und der Toransage an die Fernsehgucker. Für einen kurzen Moment wurde ich für sie zum Magier, die Erdung folgte prompt als ich das Rätsel auflöste und die Bayern leider noch das Unentschieden schafften. Denn gewusst: jeder Bayern-Niederlage ist für mich ein Fest!