Grasende Alpakas, rufende Pfauen und pensionierte Pferde, dazu Tanzende, Spielende und Singende, alles chorisch miteinander verknüpft zu einem sonderbar harmonischen Klangbild zwischen Koppel und Musentempel. Im Tempel, da schraubt der Max auf der Bühne an überdimensionierten Leuchtbuchstaben herum, schiebt der Sebastian vor dem Regieturm Nadel und Faden durch das feine Kostümweiss, sitzt der Ludwig beobachtend mit krankem Hund in den hinteren Stuhlreihen, da bringen sich Chor und Solisten tanzend mit Charleston in Schwung – der Günther gibt die Schritte vor und der Sturm wackelt rhythmisch mit dem Kopf dazu, Georg swingt am Laptop mit, Johanna schießt die schrillen Fotos und Michael waltet zeremoniell seines Amtes und die Auftritte aller. Lasse behält den Überblick und Cornelia überstrahlt mit geerdeter Taktung alles in sonniger Ruhe. „Ein Tag wie Gold“ – so tickte Immling an Probetagen, so ging es zu auf dem grünen Hügel im Chiemgau.
Presse
„In der 730 Zuschauer fassenden Reithalle auch hier zu begeistern entspann sich der Fünfakter in der Regie von Michael Sturm wie ein moderner Krimi in schlichter aber zur Erzählung passend stringent-moderner Optik (Bühne und Ausstattung: Sebastian Ellrich), in der omnipräsent die Buchstaben R und J ein naheliegendes Herz und Kreuz sowie ein Anker zu sehen sind, letzteres vermutlich stellvertretend für die Hoffnung, die man bis zum Schluss für das Paar hegt. Dass diese Elemente sich durch die gesamte Vorstellung ziehen, tut dem Ganzen aber keinen Abbruch, dank stimmungsvoller Lichtregie, die die Szenen immer wieder stimmungsvoll ausleuchtet. Und da dieser Romeo und seine Julia in einem modernen Zeitalter für den Fortbestand ihrer Beziehung kämpfen, findet die berühmte Unterhaltung unter Julias Balkon dann auch schon mal telefonisch statt – überraschend intim und anrührend.“
Y.Han, Opernglas, 9/2024
„…Leonardo Sánchez als Roméo. Der hat sich ungeladen als Chaplin-Verschnitt unters Feiervolk gemischt und ist mit seiner umwerfend sinnlichen und packenden Gestaltung eine echte Traumbesetzung. Er spielt nicht, sondern er ist wahrhaft kämpferisch, verzweifelt liebend, schmachtend und schmeichelnd. Die Balkonszene wird zur Telefonszene, seltsam, aber dennoch ergreifend – innere Nähe überwindet räumliche Distanz. Das minimalistische Bühnenbild (Sebastian Ellrich) fordert wenig Fantasie, sie überrumpelt den Betrachter förmlich: Die riesigen Lettern „R“ und „J“, ein Herz, ein Kreuz und der Hoffnung symbolisierende Seemannsanker untermalen im ausgeklügelten Beleuchtungen die emotionalen Essenzen der jeweiligen Szenen.
Mehr braucht es nicht.“
Passauer Neue Presse, Kirsten Benekam
„… Anders als Regisseur Michael Sturm, der alles versucht, um die vertraute Geschichte nicht zu sehr ins Süßliche oder gar Pathetische abdriften zu lassen. Die spartanische Bühne von Sebastian Ellrich wird von den raumhohen Initialen des Titelpaares dominiert, vor denen eine weiß gewandete Gesellschaft einen rauschenden Ball feiert. Garniert mit ein wenig Las-Vegas-Feeling, wenn sich die Liebenden von einem hüftschwingenden Elvis-Double trauen lassen, oder die Hosenrolle des Pagen zum Showgirl mit Federkopfputz mutiert. Juliette, die in einer deutlich stilvolleren Variante von Björks berüchtigtem Schwanenkleid erscheint, darf sich da erst einmal eine Linie Koks hochziehen. Und so wird nicht immer klar, ob das, was wir danach sehen, alles Realität ist, oder sich womöglich nur im Rausch abspielt …“